Worum geht es in diesem Blog?

Handy, BlackBerry, iPhone, email, YouTube und Co haben uns nicht nur mehr Freiheiten, sondern auch mehr Abhängigkeit gebracht. Einmal in diesem Dickicht verfangen, übersehen wir leicht, dass der Segen der ständigen Erreichbarkeit uns zum modernen Sklaven macht und die Grenzen zwischen Privat-und Berufswelt auch zusehens verschwimmen...



Freitag, 29. Januar 2010

Information-overloading oder Wie wir uns zu Tode kommunizieren

Gerald Groß (ZIB 1 ORF) stellt in seinem lesenswerten Buch "Wir kommunizieren uns zu Tode" folgende FAQs, welche die Basis dieses Blogs bilden:

Welche Auswirkungen haben die technischen Möglichkeiten auf unsere Sicht der Welt? Auf unsere Privatsphäre? Was sind Informationen überhaupt noch wert, wenn sie ständig abrufbar sind, wenn das Wissen der Welt von Amateuren im World Wide Web verwaltet wird?

Im ersten Beitrag soll die Istsituation beleuchtet werden und im zweiten Beitrag dann mögliche Wege aus der Krise angeführt werden.

Gefangen im digitalen Informationsdschungel (Beitrag 1)

Der Begriff "information overload" geht auf Alvin Toffler in seinem Buch "Future Shock" zurück und ist beinahe schon 40 Jahre alt. Heute ist dies zur Realität in Unternehmen geworden. Jahre später drückt das Problem J. Naisbitt wie folgt aus: "Wir ertrinken in Information und dürsten nach Wissen". Der Spiegel meint in einer Ausgabe dazu: ".. die Zahl derer, die durch zu viele Informationen nicht mehr informiert sind, wächst..."  E-Mail  ist mit ein Faktor dieser Informationsüberflutung.  G. Groß spricht vom "homo connectus" und versteht darunter "....jene Menschen, über die wir uns noch vor kurzem gewundert haben, weil sie unentwegt reden und dabei heftig gestikulieren..", egal wo sie sich gerade aufhalten. Diese Species nennt man heute crackberry-Gesellschaft, weil  die modernen Devices gleichsam wie eine Art Droge wirken. Gemeint sind nach Groß sehr pointiert formuliert, alle jene ".. die sich im 3-Minutentakt hektisch an die Brust fassen, weil sie dort einen Vibrationsalarm verspüren, auch wenn sie ihr Blackberry gar nicht eingesteckt haben (phantom vibration).....und nicht zu vergessen sind auch all jene, die in Besprechungen unter oder auf dem Tisch ihre SMS oder Calls checken und beantworten und dabei gleich alle mithören lassen, sondern auch jene die Nachts aufstehen um ihre E-Mail aus Übersee zu lesen, auch wenn diese nur unwichtiger Müll sind."  Ein Artikel im ORF-Futurezone tituliert dies mit "E-Mail -Flut: Der Feind sind wir" und meint damit, dass auch der falsche Umgang mit dem Medium E-Mail dazu beiträgt, dass der Wissensarbeiter von heute zu seinem eigenen Feind wird! Laut  Studien von Basex ist das Resultat, "dass der Wissenarbeiter pro Tag im Schnitt mehr als 2 Stunden durch Unterbrechungen von E-Mail aufwenden muss und somit die Volkwirschaft einen immensen Verlust an produktiven Personalstunden in Kauf nehmen muss. Dieser Trend ist seit Jahren konstant steigend, der hauptächliche Faktor ist der Umgang mit E-Mail. Was dabei erschreckt: Rund ein Drittel der gelesenen und versendeten(!!) E-Mail ist laut Aussagen von Befragten irrelevant und reiner Zeifresser. E-Mail und Co haben daher in unserem Büro eine "Unterbrechungskultur" etabliert, die sich nachhaltiger negativ auf die Produktivität und Unternehmenskultur auswirkt, also derzeit vielen klar ist. Laut  Stefan Klein (Buch: "Die Zeit") können wir ".... nicht NEIN sagen, weil wir wie Pawlow'sche Hunde konditioniert sind und uns dem Flash .." der vermeintlich neuen Information nicht entziehen können.

Dieser Informationsstress belastet den Wissensarbeiter auch zusehens und führt laut Psychologen auch nachweislich immer öfter zum kommunikativen Burn-out infolge des allgemeinen information-overloads durch alle modernen  Push- und Pull-Channels (E-Mail, RSS, Newsletter, Twitter, uam.), die Informationen auf uns einströmen lassen. Laut Gehirnforschern war unser Gehirn noch nie so überlastet wie heute, und es ist die Frage, ob es überhaupt langfristig dafür "dimensioniert" ist.  Zusätzlich zur Unterbrechungskultur hat sich auch noch eine neue Kommunikationssprache entwickelt (TWitter etc.), welche heute dazu führt, dass bereits ein Großteil der Informationen die verfasst werden, unsauber verfasst sind und dadurch auch Anlass für zeitraubende Missverständnise sind, erläutert der Wirschaftspsychologe R. Soucek von der Uni Erlangen.

Laut einem Virenspezialisten(siehe ORF Future-Zone Artikel) macht die Zahl der SPAMs (Rundlaufmails) bereits 90% des gesamten email-Aufkommens aus.  Nach einer anderen Studie werden neben Klatsch und Unordentlichkeit  in Büros auch elektronische Störfaktoren wie Handyklingeln und unnötige Rund-Mails immer öfter zum Ärgernis. Auch die ständige Nutzung von Handys und Smartphones in Besprechungen geht immerhin 22 % der Befragten auf den Geist. Ebenso ein Aufreger ist der "Missbrauch" von E-Mails, etwa wenn unnötigerweise "an alle" geantwortet wird oder Empfänger über "BCC" versteckt werden. Dafür hat sich in den USA die schöne Bezeichnung CYA (cover your ass)  für diese Absicherungsstrategie (CC) manifestiert. Damit sind die vielen unnötige internen E-Mail zu persönlichen Absicherung gemeint.

Was erwartet uns im nächsten Beitrag?

  • Kann die neue Web 2.0/Enterprise 2.0 Entwicklung helfen diese Informationsflut einzudämmen?  oder

  • Trägt diese nochmehr zum information-overload in einem Unternehmen bei? 

  • Wie kann man die E-Mail-Flut eindämmen und in geordnetere sinnvollere Bahnen lenken?
Dies sind einige der Fragen, denen ich im nächsten  Beitrag nachgehen möchte. Ebenso wie die Frage welche Optionen es für den Einzelnen gibt,  dem Problem des information-overloadings durch eigene Maßnahmen  besser  begegnen zu können.  Dies zielt auch auf eine notwendige Optimierung des persönliche Informationsmangement jedes Einzelnen ab.

Ich möchte aber auch nicht verhehlen, dass auch ich zu dieser Species von Technophilen zähle. Doch das Infragestellen des Ist  ist der erste Weg zur Einsicht. Hoffentlich ;-)



Für Beiträge und Kommentare bin  ich ebenfalls dankbar.